Lebensdauer von Menschen, Lebensdauer von Maschinen

Der Generationszyklus technischer Geräte verkürzt und beschleunigt sich immer mehr; bereits nach 3 Jahren gibt es keine Ersatzteile mehr, weil das Gerät nicht mehr produziert wird: Man sollte ein neues kaufen. Wie zum Trotze – oder gerade weil unsere Aufmerksamkeit mehr bei der Technik, bei den Sachzwängen, im Beruf gebunden ist – verlangsamt sich der biologische Generationszyklus in den Familien mehr und mehr, wenn er denn überhaupt noch stattfindet, in den Familien die es noch gibt. Je höher die Produktivität eines Arbeiters in der Fabrik oder im Büro, desto geringer ist seine biologische Reproduktion.

Zur Langlebigkeit: Menschen werden immer älter, so als würde die Biologie unserer Technik sagen wollen: „Auf mich ist Verlass, mehr als auf dich, du kurzlebiges Wesen, du Strohfeuer! Schau her, so funktioniert Nachhaltigkeit.“ Technische Geräte werden fortgeworfen und durch neue ersetzt. Das geht bei Menschen noch nicht; wir arbeiten daran. Je weniger es sich lohnt, Maschinen zu reparieren, desto mehr scheint es bei Menschen zu lohnen: Bald 10% aller unter 20-jährigen haben bereits Schönheitsreparaturen an sich durchführen lassen. Über die Hälfte aller 70-jährigen hat bereits ein künstliches Hüftgelenk, hunderttausende haben einen Herzschrittmacher.

Natürlich ist es besser, Maschinen zu verschrotten als Menschen auszurangieren.

Es ist aber abzusehen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung nicht mehr weiter ansteigt, sondern wieder zurückgeht, und das schon recht bald. Die Menschen, die jetzt über 90 Jahre alt sind, wurden zwischen den Weltkriegen geboren, haben seit ihrer Kindheit nur Notzeiten und Einschränkung erlebt, und konnten sich vielleicht mit 40 Jahren zum ersten mal richtig satt essen. Heute sind schon kleine Kinder fettsüchtig – nicht weil sie zuviel Fett essen, sondern weil sie mit Süßigkeiten vollgestopft werden: Diese Kinder werden mit Sicherheit nicht mehr 90 Jahre alt!

Verdienst der Medizin ist die Reduktion der Kindersterblichkeit und der Letalität schwerer Erkrankungen, wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, und Infektionskrankheiten wie z.B. Tbc.

Bei Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen dagegen tritt die Medizin auf der Stelle, und eine Verbesserung der allgemeinen Gesundheitslage ist nicht die Aufgabe der herkömmlichen Medizin, und auch nicht ihre Stärke. Die Medizin kann zwar dafür sorgen, dass die meisten Menschen ihr höchstmögliches Alter tatsächlich erreichen, und nicht unterwegs an irgendwelchen Krankheiten sterben. Aber dieses höchstmögliche Alter wird bald so rapide abnehmen wie der durchschnittliche Gesundheitszustand der Bevölkerung, und dieses Abnehmen wird bald größer sein als die Fortschritte der Medizin. Genau dann wird die durchschnittliche Lebenserwartung nicht mehr weiter steigen, sondern stagnieren, dann wird sie abnehmen, erst langsam, dann immer schneller werdend.

Dort, wo die Menschen steinalt werden, sind immer die Sozialbeziehungen stabil, aber es gibt kaum technischen Fortschritt; wo die Menschen aktiv (und gehetzt!) sind, wo es Umbrüche und Fortschritt gibt, altern sie schneller. Viele der heute geborenen Kinder werden vermutlich keine 70 Jahre mehr alt. Der Hauptgrund dafür ist Mangel an Bewegung und hoher Zuckerkonsum. Jede Nahrungsaufnahme, die eine  Insulinproduktion auslöst, sendet damit ein Signal an die Zellen, das zum Altern führt (Spektrum der Wissenschaft Juni 2004, Seite 10).


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